Mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 beginnt eine Phase, in sich Deutschland rasant verändert. Im neuen Nationalstaat wurden die föderalen Strukturen teilweise beibehalten, das allgemeine Männerwahlrecht eingeführt, es entstand ein politischer Massenmarkt und eine plurale Parteienlandschaft. Modernisierungsschübe und die damit zusammenhängenden Konflikte, ideologisch aufgeladen und ausgetragen in modernen Medien involvierten immer größere Teile der Bevölkerung. Geprägt war diese Modernisierung aber auch von Revolutionsängsten, kolonialem Rassismus und aggressivem Nationalismus, die auf „interne“ Feinde übertragen werden konnten. Zunächst Katholiken im sogenannten Kulturkampf, dann aber vor allem sozialdemokratische Arbeiter, Freie Gewerkschaften sowie Migranten und Frauenaktivistinnen wurden als unpatriotisch diffamiert, zur Bedrohung stilisiert und mit autoritären Mittel unterdrückt. Die Veranstaltung nimmt Politik und Gesellschaft im ersten deutschen Nationalstaat in den Blick und behandelt unterschiedliche Themenfelder anhand einer gemeinsamen Fragestellung: Wie demokratisch war das Kaiserreich bzw. welche Auswirkungen hatte seine Gründung auf die (un-)demokratische Entwicklung Deutschlands?
Inhalte:
- Politische und soziale Bewegungen
- Medien und Öffentlichkeit
- Inklusion und Exklusion
- Kunst und Erinnerungskultur